Schlangen
 
Schlangen kommen in allen Erdteilen vor. Sie ernähren sich besonders von kleinen Wirbeltieren, auch Würmern und Insekten. Die Körperabschnitte der Schlange gehen ineinander über, nur der Kopf kann abgesetzt erscheinen.
Den Beginn des Schwanzes bezeichnet die querliegende Afterspalte. Gliedmaßen fehlen, manche Schlangen lassen noch Reste des Beckengürtels, die Riesenschlangen Spuren einstiger Gliedmaßen erkennen. Der Körper der Schlange ist mit regelmäßig angeordneten Schuppen bedeckt, die auf dem Bauch zu stark verbreiterten Schienen vergrößert sein können.
Schädel
Schlangen haben einen sehr gelenkigen Schädel, dessen Dehnbarkeit das Verschlingen großer Beutetiere ermöglicht. Die Zähne sind meist nach hinten eingekrümmt und weisen (zum Einführen des Giftes in die Bisswunde) bei den Trug- und Giftnattern eine vordere Längsfurche, bei den Vipern einen zentral gelegenen Kanal auf. Bei vielen Schlangen sind Speicheldrüsen des Oberkiefers zu Giftdrüsen geworden.
Häutung
Die Oberhaut, auch die der Lider, die zu einer durchsichtigen Kapsel über dem Auge verwachsen sind, wird bei Häutungen in einem Stück (Natternhemd) abgeworfen. (Religiöse Aspekte der Häutung werden in vielen Religionen aufgegriffen.)
Wirbelsäule
Schlangen zeigen in ihrer Wirbelsäule verschiedene Merkmale, die mit ihrer beinlosen Fortbewegung zusammenhängen. Die Zahl der Wirbel hat stark zugenommen, wodurch das Rückgrat biegsamer wird. Während der Mensch nur 32 Wirbel besitzt, verfügen Schlangen über mehr als 400.
Merkmale
Da es fast 4.000 bekannte Schlangenarten auf der Welt gibt, unterscheiden sich die Einzelnen in ihrer Lebensweise teilweise recht stark voneinander. Grob gesehen können viele von ihnen in Landschlangen und Seeschlangen nach ihrem Lebensraum oder Würgeschlangen und Giftschlangen nach ihrer Ernährungsweise eingeteilt werden.
Die Anpassung an verschiedene Lebensräume hat zur Ausprägung einer Vielzahl von Fortbewegungsarten geführt, die Kriechen, Schwimmen, Tauchen, Graben, Klettern und sogar Springen und Gleiten ermöglichen. Auch sind Schlangen in der Lage erstaunlich hohe Hindernisse zu überwinden. Landschlangen bewegen sich gewöhnlich durch Kriechen fort, wobei sie verschiedene Techniken anwenden:
- Das Schlängeln ist die häufigste Methode. Dabei drückt sich die Schlange mit ihren kräftigen Muskeln von verschiedenen Gegenständen, wie Stein(ch)en und Ästen auf dem Boden schräg nach vorne ab. Weil sie sich immer von beiden Seiten nach vorne drückt, kompensieren sich die Seitenkräfte und es entsteht eine gerichtete Vorwärtsbewegung. Auch im Dschungel können sich Schlangen so mit bis zu 6 km/h fortbewegen.
- Beim geraden Kriechen bewegt sich die Schlange durch periodisch verlaufende Wellen von Muskelkontraktionen. So wird ein Vorwärstkommen in Röhren und engen Spalten möglich, wenn auch vergleichsweise langsam.
- Beim Seitenwinden hebt die Schlange ihren vorderen Körper und drückt ihn ein Stück weiter seitlich wieder auf. Gleichzeitig wandern die anderen zwei bis drei Berührungsstellen des Körpers mit dem Boden weiter schwanzwärts. Bei dieser Art der Fortbewegung berührt die Schlange nur mit einem kleinen Teil der Körperoberfläche den Boden, weshalb sie vor allem bei Wüstenschlangen anzutreffen ist.
- Die Zieharmonika-Bewegung wird auf glatten Untergründen angetroffen, die wenig Halt bieten. Dabei zieht die Schlange ihren hinteren Körperteil heran und legt sich in enge Schleifen. Dann streckt sie den vorderen Körperteil nach vorne und zieht den Rest wieder nach.
Anatomie und Morphologie
Raue Grasnatter (Opheodrys aestivus) - bis 75 cm lang, Sumpfbewohner
Kornnatter (Pantheropis guttatus) - bis 1,5 m lang, Feld- und Waldbewohner
Ein albinotischer Tigerpython ( Python molurus), der bis zu 5 Meter lang wird, in Ausnahmefällen über 6 m, Waldbewohner
Eine Klapperschlange (Crotalus durissus), Wüstenbewohner
Alle Schlangen besitzen einen länglichen und dünnen Körper und haben bis auf wenige Ausnahmen ihre Gliedmaßen vollständig verloren. Lediglich bei den evolutionär gesehen primitiven Schlangen sind zum Teil Reste des Beckengürtels und kurze Hintersporne zu finden. Neben der Größe, die stark variieren kann, gibt es weitere Unterschiede ihrer Körperform. Einige Schlangen können eher stummelig aussehen (dicker Körper, kurzer Schwanz; Gabunviper - Bitis gabonica), währende andere sehr gleichmäßig nach hinten dünner werden (Raue Grasnatter - Opheodrys aestivus). Die Weibchen sind in der Regel etwas größer und dicker. Auch der Schwanzansatz hinter der Kloake stellt ein gutes Unterscheidungsmerkmal dar. Während er sich bei den Männchen sehr gleichmäßig verjüngt, ist bei den Weibchen ein Absatz zu erkennen. Die Größe ausgewachsener Tiere schwankt artabhängig zwischen 75 cm und 10 m.
Auch im Querschnitt gesehen, können sie von rund oder oval über dreieckig bis toastscheibenförmig variieren. Häufig ist der Bauch abgeflacht.
Die Anzahl der Wirbel ist auf rund 200 (maximal 435) erhöht. Die Kiefer- und Gaumenknochen sind nur durch Bänder verbunden und stark verschiebbar, so dass auch größere Beutetiere in einem Stück verschlungen werden können.
Die meisten ihrer inneren Organe sind der Körperform entsprechend langgestreckt. Der rechte Lungenflügel ist verkümmert, während sich der linke über bis zu 2/3 der Körperlänge erstrecken kann. Dies kann man auch auch von außen gut erkennen, wenn sich der Körper mit jedem Atemzug leicht ausdehnt. Das Gehirn befindet sich in der Schädelkapsel. Auch die Hoden und Eierstöcke besitzen eine längliche Form.
Schlangen verfügen über eine schier unendliche Zahl von Farb- und Zeichnungsvarianten. Sie umfassen alle Farben des Spektrums und können einfarbig, mit wenig gefärbten Schuppen über Streifen-, Leiter- und Karomuster bis hin zu komplexen Farbkombinationen reichen. Einige ungiftige Arten haben im Laufe der Evolution ein ähnliches Muster wie andere, giftige, entwickelt um ihre Feinde zu verwirren und sich zu schützen (Mimikry).
Lebensweise
Schlangen sind - von der Winterruhe einmal abgesehen - Einzelgänger und finden sich nur zur Paarung zusammen.
Als Kaltblüter oder "wechselwarme" Tiere erhalten Schlangen ihre Körpertemperatur nicht durch Energiegewinnung aus ihrer Nahrung, sondern sind von ihrer Umgebung abhängig. Daher können an sonnigen Tagen vor allem in kalten und bergigen Regionen oft Schlangen beim Sonnebad beobachtet werden. Sie nutzen die Wärmestrahlung der Sonne um ihre Körpertemperatur zu erhöhen und damit ihren Stoffwechsel zu aktivieren. Kalte Schlangen sind langsam und träge. Sie züngeln dann auch deutlich weniger und langsamer. Klapperschlangen z.B. rasseln dann mit einer deutlich niedrigeren Frequenz. Weil die Erhaltung der Körpertemperatur beim Warmblüter einen sehr großen Teil der Nahrungsenergie verbraucht, benötigen Schlangen viel weniger Nahrung als diese und brauchen daher je nach Art und Größe der letzten Mahlzeit nur alle 2 - 10 Tage bei kleinen und 4-10 Wochen bei großen Vertretern erneut auf die Jagd zu gehen. Wird es ihnen zu warm müssen sie schattige Plätze oder das Wasser aufsuchen, weil Schlangen nicht über Schweißdrüsen verfügen.
Sinneswahrnehmung
Mit ihrer gespaltenen Zunge nehmen sie nichtflüchtige Partikel aus der Luft auf. Im Inneren des Mauls führen sie die Zungenspitzen in das Jacobsonsche Organ, eine kleine Vertiefung, die unter der Nase liegt. Dort werden diese Partikel dann ähnlich den Gerüchen (flüchtige Partikel) analysiert. Schlangen züngeln also so oft, um etwas über ihre Umgebung zu erfahren.
Einige wenige Arten (Boas, Pythons, Grubenottern) haben spezielle Grubenorgane entwickelt, die es ihnen ermöglichen Wärmstrahlung (IR-Strahlung) wahrzunehmen. Diese ermöglichen eine präzise Jagd auch bei Dunkelheit und sogar bei Blindheit.
Dafür besitzen sie keine Ohren mehr. Allerdings findet man immer noch evolutionäre Überbleibsel des Innenohres, die es ihnen ermöglichen Vibrationen des Bodens wahrzunehmen.
Vermehrung
Die Paarungszeit liegt gewöhnlich im Frühjahr nach der Winterruhe. Treffen zwei Männchen auf ein Weibchen kommt es vor allem bei Giftschlangen zu einem ritualisierten Kommentkampf, bei dem sich die männlichen Schlangen mit ihren Oberkörpern um einander schlingen und versuchen sich dabei gegenseitig zu Boden zu drücken. Verletzungen kommen dabei praktisch nicht vor. Einige Arten jedoch neigen zu aggressiverem Vorgehen. Das siegreiche Männchen umschlängelt dann das Weibchen in einem wilden, bis zu 2 Tagen andauernden Paarungsakt. Bei der eigentlichen Befruchtung schiebt es einen seiner Hemipenisse in die Kloake des Weibchens. Einige Arten finden sich bei der Paarung auch in großen Anhäufungen wieder, bei denen sich viele Männchen um ein Weibchen schlängeln und versuchen es zu befruchten (z.B. Strumpfbandbatter). Dabei bilden sie ein Paarungsknäuel.
Es gibt sowohl eierlegende als auch lebend gebärende Schlangen. Die Eier werden nach zwei bis vier Monaten an einem gut geschützten, warmen und feuchten Ort abgelegt. Meist werden dafür vorhandene Löcher genutzt oder neue angelegt. Einige Arten zeigen sogar aktives Brutverhalten oder scheinen sich zumindest nicht weit vom Gelege entfernen zu wollen. Nach dem Schlüpfen bzw. der Geburt sind die Jungen jedoch weitestgehend auf sich alleine gestellt und werden nicht von den Elterntieren versorgt. Zum Schlupf besitzen Jungtiere einen "Eizahn", mit dem sie sich von innen durch die lederartige Schale schneiden können. Innerhalb von zwei Tagen fällt er ab.
Die Gelegegröße oder Wurfstärke hängt von der Art und der Größe des Muttertieres ab und variiert zwischen 2 und 60, liegt im Schnitt jedoch bei 5 - 20 Nachkommen. Da im ersten Jahr oft mehr als die Hälfte alle Nachkommen stirbt und auch noch einige Jahre danach die Sterblichkeit recht hoch ist, erreichen selbst in unberührter Natur wahrscheinlich höchstens 10 - 15 % der Nachkommen das Erwachsenenalter.
Häutung
Weil Schlangen kontinuierlich weiterwachsen, ihre Haut jedoch nicht wie bei uns Menschen kontinuierlich abgeschuppt werden kann, müssen sie sich regelmäßig häuten. Dabei löst sich langsam die oberste Hautschicht vom Rest ab, was an einer Trübung bzw. Mattfärbung der Tiere und besonders der Augen zu erkennen ist. Sie fühlen sich dann zwar immer noch glatt, jedoch eher wie alte weiche Haut an. Irgendwann beginnt die Schlange ihre Schnauze an einem scharfen oder spitzen Gegenstand zu reiben. Ist die Haut an einer Stelle aufgerissen, versucht sich die Schlange durch Kriechen durch enge Spalten, um Äste herum und Ähnliches von der alten Haut zu befreien. Beliebt sind dafür auch enge Astgabeln. Nach der Häutung besitzen die Tiere wieder eine schöne feste und klar gefärbte Haut. Auch die Hornhaut der Augen - die mit abgeschuppt wird - ist jetzt wieder kristallklar.
Alter
Die meisten Natternarten erreichen ein Alter von etwa 6-10 Jahren in Gefangenschaft, viele Riesenschlangen werden etwa 30 Jahre alt. Das Alter von Schlangen variiert oft erheblich innerhalb der Gattung. Weitere Beispiele, die jedoch nur einen ungefähren Richtwert bilden, abhängig von den Lebensumständen (Gefangenschaft, Freiheit):
Ringelnatter 20 Jahre, Würfelnatter 7 Jahre, Bullennatter 30 Jahre, Kreuzotter 25 Jahre, Lanzenotter 8 Jahre, Korallenschlange 8 Jahre, Südamerikanische Klapperschlange 17 Jahre, Diamantklapperschlange 25 Jahre, Prärieklapperschlange 12 Jahre, Schwarze Mamba 24 Jahre, Königspython 20 - 30 Jahre.
Verteidigung
Es gibt aktive und passive Verteidigungsstrategien. Zu den aktiven gehören Abwehrbisse oder der Giftbeschuss durch die Speikobra. Meistens ergreifen Schlangen jedoch die Flucht oder stellen sich einfach tot, wenn diese nicht möglicht ist. Dazu legen sie sich auf den Rücken, öffnen das Maul und lassen die Zunge heraushängen. Einige Arten sondern Sekrete ab, die Verwesungsgeruch vortäuschen sollen (Ringelnatter). In die Enge getrieben, rollen sie sich möglichst dicht zusammen und heben den Oberkörper, um größer zu wirken. Einige Arten können sich dazu auch aufblasen oder ihren Nacken spreizen (Kobras). Der Python rollt sich zu einer dichten Kugel zusammen und versteckt den Kopf in der Mitte, was ihm auch den Namen "Ball Python" eingebracht hat. Manche Arten bilden, wie oben bereits erwähnt, die Zeichnung gefährlicher Arten nach. Andere sehen von beiden Seiten gleich aus und strecken bei einem Angriff ihren Schwanz wie sonst den Kopf nach oben. Allein eine gut angepasste Färbung kann Schlangen auf dem Untergrund nahezu unsichtbar werden lassen. Damit verstecken sie sich nicht nur vor der Beute, sondern auch vor ihren Feinden. Akustisch machen sie sich ebenfalls bemerkbar. Das Zischen dürfte vielen wohl bekannt sein, ebenso wie das Rasseln der Klapperschlangen. Andere Schlangen erzeugen Geräusche, indem sie ihre Schuppen gegeneinander reiben.
Nahrung
Alle Schlangen sind Raubtiere und ernähren sich von anderen, lebenden oder frisch getöteten Tieren. Zu ihrer Beute zählen neben Insekten bei kleineren Schlangen vor allem Nagetiere, Frösche und Eidechsen bei mittelgroßen Schlangen. Sehr große Schlangen erlegen neben Kaninchen auch mal Rehe oder Wildschweine. Ansonsten können VögelEier genauso auf dem Speiseplan stehen wie andere Schlangen. Kobras fressen häufig andere Schlangen. Für den Beutefang haben sich Schlangen in zwei Gruppen spezialisiert: Würgeschlangen und Giftschlangen, die über einen sehr komplexen Giftapparat verfügen. Insekten und Frösche werden meist lebend verschlungen. Im großen Magen wird die Beute mit Hilfe einer relativ hoch konzentrierten SalzsäureRiesenschlangen können über ein Jahr lang hungern. und sogar aufgelöst. Nur Haare können von Schlangen nicht verdaut werden und werden nach einiger Zeit wieder ausgewürgt.
Jagd
Gabunviper ( Bitis gabonica) beim Verschlingen eines Nagetiers.
Die meisten Schlangen lassen sich nach ihrem Jagdverhalten in Würgeschlangen und Giftschlangen einteilen. Würgeschlangen schleichen sich langsam an ihr Opfer an, bis sie auf wenige Zentimeter herangekommen sind. Dann schnappen sie blitzschnell zu, beißen sich an einer Stelle fest und wickeln sich mit ihrem Körper darum. Dabei schnürt die Schlange vor allem den Brustkorb des Tieres zu. Mit jedem Ausatmen zieht die Schlange fester zu, bis das Opfer das Bewusstsein verliert. Die Schlange hält jedoch noch so lange fest, bis das Herz aufgehört hat zu schlagen. Dann lockert sie ihren Griff und sucht den Kopf. Behaarte Beutetiere werden immer mit dem Kopf voran verzehrt, damit sich das Fell beim Hinunterschlingen nicht aufstellt und den Schlingvorgang behindert. Da Schlangen ihre Beute in einem Stück verschlingen, haben sie einen Mechanismus, der es ihnen ermöglicht, die Kieferknochen voneinander auszuhaken und zusätzlich eine Verlängerung ihrer Luftröhre nach außen zu stülpen, damit diese nicht blockiert wird. Nach einer Mahlzeit sieht es oft so aus, als würde die Schlange gähnen. Dabei renkt sie ihre Kiefer wieder ein.
Es gibt auch einige Arten, die kein Gift besitzen und ihr Opfer auch nicht erwürgen. Sie haben sich auf Fische, Reptilien, Amphibien und Insekten spezialisiert. Ihr Jagdverhalten besteht darin, dass sie nach der Beute schnappen und versuchen sie so zu fangen. Was sie erwischen, wird lebendig heruntergeschlungen.
Hauptartikel: Giftschlangen
Giftschlangen verfügen über einen im hochentwickelten Giftapparat und finden sich vor allem bei Vertretern der evolutionär "älteren" Familien. Sie schleichen sich ebenfalls bis auf wenige Zentimeter dicht an ihr Opfer heran. Wenn sie zuschlagen, rammen sie sehr schnell zwei Giftzähne, die bei einigen Arten ein- und ausgeklappt werden können, in das Opfer und injizieren das Schlangengift. Das Gift wird von zwei muskulösen Drüsen gebildet, die beim Zubeißen das Gift über die Zähne pressen. Bei einigen Arten haben sich gefurchte oder röhrenförmige Giftzähne ausgebildet, über die das Gift besser in die Bissstelle gelangt. Genauso schnell wie sie zuschlagen, ziehen sie sich auch wieder zurück, um zu warten, bis ihr Opfer gestorben oder zumindest bewusstlos ist. Das Gift tötet die Tier meist nach wenigen Minuten durch seine Wirkungen auf Herz, Kreislauf und Gewebe (insbesondere die Nerven). Gleichzeitig kommt ihm durch die gewebsauflösenden Eigenschaften eine Verdauungsfunktion zu. Danach wird die Beute ebenfalls mit dem Kopf voran verschlungen. Auch neugeborene Giftschlangen können bereits mit einer tödlichen Dosis Gift ausgestattet sein.
Schlangengift
Hauptartikel: Schlangengift
Schlangengifte bestehen aus verschiedenen Proteinen und sind von zähflüssiger Konsistenz mit milchig-weißer bis gelblicher Farbe. Je nach Art wirkt das Gift auf das Nervensystem (Neurotoxine), die Blutzellen und -gefäße (Hämatoxine), das Herz (Kardiotoxine), die Gewebe oder die Gerinnung (Koagulanzien). Nur etwa 400 Schlangenarten sind giftig und von diesen lediglich rund 50 potenziell tödlich für Menschen. Arten, die als besonders giftig gelten, sind allerdings nicht die Ursache der meisten Todesfälle, weil sie in schwer zugänglichen Gebieten leben und sehr scheu sind. In der Medizin werden Schlangengifte und von ihnen abgeleitete Produkte sowohl der Behandlung von Krankheiten als auch der Erforschung neuer Wirkstoffe eingesetzt. Daneben dienen sie als Ausgangsstoff zur Herstellung von Gegengiften.
Natürliche Feinde
Als Zwischenglied in der oberen Nahrungskette haben Schlangen mit zahlreichen Widersachern zu kämpfen. Besonders Jungtiere sind gefährdet, da sie noch unerfahren, klein und schwach sind und vom Muttertier nicht beschützt werden. Zu den natürlichen Feinden zählen Vertreter der Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische und sogar andere Schlangen.
Säugetiere
Grundsätzlich können alle fleischfressenden Säugetiere Schlangen erbeuten und fressen, sofern sie groß und geschickt genug sind. Obwohl sich kein Säugetier auf die Schlangenjagd spezialisiert hat, scheinen sie bei einigen zum gewohnten Nahrungsspektrum zu gehören. Hier sind es vor allem Großkatzen wie der Leopard oder Schakale, aber auch kleinere Jäger wie Marder, Wiesel und der Dachs. Ein bekannter Feind ist auch der Mungo, der sich im Kampf mit einer Kobra durch seine Schnelligkeit und sein dickes Fell nur einem geringen Risiko aussetzt, gebissen zu werden. Er ist allerdings nicht gegen ihr Gift resistent.
Primaten und Schweine erbeuten bzw. fressen gelegentlich Schlangen, genauso wie Maulwürfe, wenn sie auf kleine treffen. Huftiere hingegen töten Schlangen meist aus Versehen durch Zertreten oder um ihre Jungen zu schützen.
Vögel
Zu den schlangenfressenden Vögeln zählen weltweit vor allem Greifvögel. Nur die Schlangenadler jedoch haben sich ausschließlich auf die Schlangenjagd spezialisiert.
Reptilien, Amphibien, Fische
In Gewässern fallen Schlangen Alligatoren, Krokodilen oder größeren Schildkröten wie der nordamerikanischen Schnappschildkröte zum Opfer. An Land können ihnen größere Echsen wie Warane gefährlich werden.
Obwohl Amphibien nicht gezielt Schlangen jagen, werden vor allem kleine Exemplare gelegentlich von größeren Kröten wie dem Hornfrosch gefressen.
Fleischfressende Fische wie Barsch und Hecht oder größere Meerfische wie der Hai können ebenfalls Schlangen erbeuten.
Andere Schlangen
Natürlich können sich Schlangen auch von anderen Schlangen ernähren. Dies ist meist kein Kannibalismus, da es sich um verschiedene biologische Arten handelt. Kannibalismus kommt jedoch gelegentlich auch vor, dem dann vor allem Jungtiere zum Opfer fallen.
Einige Arten wie die Halsbandnatter oder die in Europa lebende Glattnatter besitzen kein festgelegtes Nahrungsspektrum und fressen alles, was ihnen zur richtigen Zeit über den Weg läuft und klein genug ist. Darunter finden sich häufiger Schlangen. Andere Arten wie die amerikanische Königsnatter haben sich hingegen auf die Jagd anderer Schlangenarten spezialisiert. |